NUR 13% DER RETRO-GAMES SIND HEUTE NOCH ERHÄLTLICH
Alte Spiele zu kaufen kann schwierig sein. Entweder findet man diese kaum oder muss hohe Preise für Spiele und Konsolen zahlen. Eine Studie aus den USA bestätigt die missliche Lage bei der Erhaltung der Videospielegeschichte.
second hand oder pirating
Liebhaber*innen von Retro-Games kennen dieses Problem bereits. Es ist je nachdem sehr schwierig an Retro-Games ranzukommen. Oft werden diese nicht mehr offiziell verkauft und sind nur im Second Hand Handel erhältlich, wenn überhaupt. Dann kommt noch dazu, dass einige Spiele so selten sind, dass sie einen Sammlerwert haben und somit nicht nur schwer zu finden, sondern auch noch sehr teuer sind.
Um das Ausmass des Problems zu erfassen hat die Video Game History Foundation (VGHF) in Zusammenarbeit mit dem Software Preservation Network eine Studie durchgeführt. Untersucht wurde die Erhältlichkeit von Videospielen, welche vor 2010 veröffentlicht wurden. Das Ergebnis der am 10. Juli 2023 veröffentlichten Studie ist ernüchternd. Gerade mal 13% der Retro-Games sind auf dem heutigen Videospielemarkt erhältlich. Eine ähnliche Rate erreichen Stummfilme und Audioaufnahmen aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg. Es fehlen also ganze 87% dieser Spiele auf dem Markt und müssen über den Second Hand Handel gesucht werden. Da dies wie schon erwähnt mühsam sein kann greifen immer mehr Spieler*innen zu Pirating, das heisst, dass sie sich die Spiele auf einen PC herunterladen und über eine Emulationssoftware auf dem PC spielen. Das Herunterladen solcher Software und der Spiele über diesen Weg ist für den Eigengebrauch in der Schweiz nicht illegal, die Verbreitung jedoch schon.
Die Industrie tut zu wenig
Zwar gibt es Bibliotheken und Datenbanken, in denen alte Spiele digital gespeichert sind. Anders als bei Büchern und Filmen ist es aber nicht erlaubt, diese Spiele zu verleihen. Grund dafür ist unter anderem die Lobbygruppe der Spieleindustrie, die Entertainment Software Association (ESA). Diese setzte sich immer wieder erfolgreich gegen mehr Möglichkeiten für den Videospieleerhalt ein. Laut der Lobbygruppe liege diese Aufgabe bei den Publishern, denen gehören schliesslich die Lizenzen für die Spiele und würden schon genug tun. Zudem würden zusätzliche Regelungen der Industrie schaden, so die ESA. Die Studie zeigt das Gegenteil auf.
Ein kürzliches Beispiel für das Verschwinden von Retro-Games aus dem Handel ist die Schliessung der WiiU und 3DS eShops von Nintendo. In diesen Shops konnte man unzählige Retro-Games von Nintendo kaufen und über den von Nintendo selbst gemachten Emulator «Virtual Console» auf der WiiU oder dem 3DS spielen. Dass digitale Shops für alte Konsolen eingestellt werden, ist nichts neues, jedoch ist es gerade aufgrund der Retro-Games besonders tragisch, dass die WiiU und 3DS eShops geschlossen wurde, ohne dass Nintendo einen würdigen Nachfolger auf der Switch zur Verfügung stellt. Zwar kann man über das Nintendo Switch Online Abo Spiele für NES bis N64 spielen, aber nur einige ausgewählte Spiele.
Der Erhalt von Videospielen ist nicht nur für Spieler*innen wichtig, sondern gerade auch für Wissenschafter*innen, welche die Geschichte der Videospiele erforschen. Es bleibt also zu hoffen, dass die Publisher sich ihrer Verantwortung bewusstwerden und einen einfachen Zugang zu Retro-Games ermöglichen.